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Kapitel 3

Erst die Idee – dann die Geschichte

Fasse dich dabei möglichst kurz. Beschränke dich auf wesentliche Inhalte.

Übertrage nicht ganze Gesprächspassagen, sondern nur deren Kerngedan­

ken. Sei unbedingt sparsam mit Hinweisen zum eigentlichen Dreh, zur Ein­

stellungsgröße und zum Kamera­standort.

Das geplante Video als Folge von Stationen zwischen Start und Ziel lässt sich

extrem flexibel (vor-)bearbeiten, ohne dass du eine einzige Einstellung dre­

hen musst. Für jede Karteikarte kannst du entscheiden, welche Karteikarte

ihr folgen und welche ihr vorausgehen soll. Immer wieder kannst du über­

legen und probieren, ob die Reihenfolge der Karteikarten verändert werden

muss, welche Karteikarte weiter im Spiel ist und welche entfallen kann. Diese

Karteikartenmethode verwenden manche Autoren als Hilfe beim Schreiben

von Romanen – und sind damit sehr erfolgreich.

Wenn du anhand der Informationen auf den Karteikarten einem anderen

dein geplantes Video erzählen kannst, ist das Ziel erreicht und du hast eine

Geschichte erzählt. Du kannst dich als Naturtalent im Geschichtenerzählen

bezeichnen. Aber was tun, wenn das Erzählen nicht gelingt?

Storytelling auf Griechisch

Das nüchterne Aufzählen von Fakten reißt kaum einen Menschen »vom Ho­

cker«. Gefragt ist Interessantes, Spannendes, Fesselndes. Seit Urzeiten er­

zählen sich Menschen ihre Lebensweisheiten und Träume, ihre guten und

schlechten Erlebnisse in Form von Geschichten. Sie sind das älteste Mittel

zum Austausch von Informationen. Ob am Lagerfeuer erzählt, in einem

Buch aufgeschrieben oder als Video gestaltet – Geschichten sind dann wir­

kungsvoll, wenn sie Gefühle der Menschen ansprechen.

Ein Kind, das sich etwas ganz Besonderes wünscht. Ein schwieriger Auftrag

in der Firma, von dem Arbeitsplätze abhängen. Ein Projekt in der Verwal­

tung, das Menschen überzeugen soll, gewohnte Verhaltensweisen zu ändern.

Ein Schlosser, der mit ­Ideen und voller Enthusiasmus Urlauber in sein Dorf

locken will. Immer sind es Menschen, die als Protagonisten in unseren Vi­

deos das Interesse der Zuschauer wecken.

Der Wunsch, Geschichten interessant zu erzählen, ist nicht ganz neu und

hat die Menschen bereits vor fast 2300 Jahren interessiert. Zumindest lassen

Fragmente erhaltener Vorlesungsunterlagen des Griechen Aristoteles diesen

Schluss zu. Unter dem Titel Poetik setzte sich der Gelehrte mit der Dicht­

kunst auseinander und gliederte Geschichten in drei inhaltlich unterscheid­

bare Teile (Akte), in denen sich alle Teile aufeinander beziehen.